September
Herbst treibt mich,
hetzt mich,
lässt mich
unersättlich werden, nach
Welteroberung und Aufbruch.
Ich lechze dann
nach einer Überdosis Leben,
bin aufgedreht
wie am ersten Schultag.
Wenn milde Wärme
sich mit milder Kälte mischt,
Lust sich
mit dem Blues einlässt
und Schatten mit
der Wahrheit,
dann weckt das späte Jahr
in mir die Sehnsucht.
Genauso
wie ein Foto
in schwarz/weiß
von einem
erwartungsvoll erregten
Frauenkörper,
der sich in
weißen Laken rekelt
oder wie ein Glas
randvoll gefüllt
mit Wermut,
während John Lee Hooker
seiner Lady sagt:
chill out.
Im Angesicht
des saftig dunkelblau
vertrübten Himmels
und inmitten
all des welken Laubs
wähne ich
in jedem Herbst mich
endlich auf der
rechten Seite
dieses Lebens -
- keine Ahnung,
ob es eine falsche gibt.
Du hast es nicht
Wenn du dich
dem Jetzt stellst
und dir wenigstens
für zehn Minuten
den aktuellen Zustand
deines eignen Lebens
vornimmst,
kommen dir dabei
Fragen auf?
Ich befürchte nicht,
denn du rückst nicht
deinem Innersten
zu Leibe,
nimmst nicht Notiz
von dem,
was dich
daran hindert
so zu sein
wie du gerne wärst.
Du kannst dich
nicht erinnern,
wann du das letzte Mal
vom Fliegen träumtest
oder wann du
das letzte Buch
gelesen hast,
das dich inspirierte,
dein Sterben
noch hinauszuzögern.
Jeden Tag aufs Neue
hechelst du
nach lächerlicher Macht
in deiner kleinen Welt
und danach, dass du
in das Raster passt,
das für dich
vorgesehen ist.
Ich muss es dir
so drastisch sagen:
In deine schlaffe Haut
gewickelt, wie in ein
Leichentuch aus Leder,
verwest du vielleicht
lange schon bevor du
deinen Löffel abgibst.
Das Nachdenken
verschiebst du
immer auf den
nächsten Tag.
Deshalb bleibt auch alles
wie es ist,
obwohl dich vieles
ankotzt.
Fragen lässt du
nicht an dich ran,
weil mit Antworten
du dich bekennen
müsstest.
Kein Wunder,
dass du niemals
durchdrehst,
wenn dir egal ist,
wer dir die Knüppel
in die Beine wirft.
Alles ist gesagt,
bist du der Meinung.
Wahrscheinlich willst du
nicht mal jemand anderen
mehr retten,
solange du
den eignen
angstentstellten Arsch
nicht rausgezogen kriegst
aus der dich lähmenden
Bequemlichkeit.
Ganz ehrlich,
du hast es einfach nicht:
das Zeug dazu,
dass ich dich
noch mal
wiedersehen
will.
W.
Als er das erste Mal
mit zu mir kam,
übernachtete er auch bei mir.
Ohne fremde Hilfe wäre er
nicht mehr nach Hause gekommen.
Mitten in der Nacht
begann er plötzlich
zu kotzen:
grasgrün – mitten auf den Teppich.
Er musste offensichtlich
etwas Unverträgliches
in den Magen bekommen haben.
Als er noch zwei, drei weitere Male
zu würgen anfing,
schafften wir es glücklicherweise
immer rechtzeitig,
ihn ins Bad zu schleppen.
Den grasgrünen Brei
aus der Dusche zu spülen
war bei Weitem unkomplizierter
als ihn wieder aus dem Teppich
raus zu kriegen.
So verdattert
und sprachlos
wie er uns hinterher ansah,
war es vollkommen unmöglich,
ihm das übel zu nehmen.
Ich werde ihn immer
(mit einem Lächeln im Gesicht)
als absolut feinen Kerl
in Erinnerung behalten,
den Hund
von meiner Ex.